Laudatio am 16.08.2013 im Atelier im Alten Kelterhaus Hainfeld
von Udo Mast
Marika Fünffingers malerisches Werk ist geprägt von einer atmosphärischen Intensität, die zugleich Intimität und Entfremdung evozieren.
Sie sucht in ihren Arbeiten ähnlich wie es Walter Benjamin von Atget sagt, das Verschollene und Versteckte. Ihre Bilder sind nicht die Repräsentanz einer uns bekannten Wirklichkeit, geprägt von exotischen und prunkenden romantischen Städtenamen, sondern sie saugen deren Aura aus der Wirklichkeit und erschaffen sich selbst, geprägt von Farbe und Wasser. Wir atmen förmlich die Aura einer Stadt und deren Architektur, spüren nahezu körperlich die Landschaft, die Berge, die Reben, welche Marika Fünffinger in ihrer Auseinandersetzung mit Landschaft und Natur uns nahebringt.
Indem sie versucht, den Gegenstand aus nächster Nähe in ihr Medium zu reproduzieren, verändert sie ihn und schafft zugleich eine neue Wirklichkeit, nämlich, wie sie selbst sagt, bedingt durch Farbe, die für sie nicht nur reines Material darstellt. Sie selbst nennt die Verwendung von Wasser und Farbe, einen Weg zu Unvorhergesehenen. „Es passiert etwas“, sagt Marika Fünffinger und dieses Passieren gilt es sich zunutze zu machen und daraus etwas Neues erstehen zu lassen. Es ist die Farbe, die in ihrer Aquarellmalerei eine Atmosphäre von Licht und Freiheit schafft.
Marika Fünffinger ist an den großen und vermeintlich bedeutenden Ansichten einer Stadt oder einer Landschaft zumeist vorüber gegangen. Das heißt nicht, dass sie so große Ansichten wie in Havanna das Kapitol oder in Venedig Santa Maria della Salute vollkommen ignoriert. Sie gibt ihnen eine neue Bedeutung. Jedoch sucht sie ihre wichtigsten und schönsten Motive dort, wo der Touristenstrom zumeist vorübergeht. An den kleinen Fondamentas Venedigs, den kleinen Plätzen und den wenig bekannten architektonischen Werken einer Stadt.
(Test: Udo Mast)